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09.11.2022

Was der nächste SCB-Coach mitbringen muss

Sportchef Andrew Ebbett äussert sich im Interview über die Entlassung von Johan Lundskog, die Reaktionen darauf und die Suche nach dem neuen Trainer.

War der 6. November 2022 der schwierigste Tag in deiner Zeit als Sportchef?

Ja, absolut.

Wie hast du den Tag mit dem Match gegen die ZSC Lions und der anschliessenden Entlassung von Johan Lundskog erlebt?

Die Umstände waren schwierig. Wir wussten, dass Johan am Sonntagmorgen zu seiner Familie nach Kanada fliegen wird. Wir wussten ebenfalls, dass unser Trennungsentscheid nicht mehr von einem Spiel abhängig ist. Für uns war klar: Diesen Entscheid wollen wir Johan persönlich mitteilen.

Was hast du gedacht, als der SCB im dritten Drittel das Spiel gegen die ZSC Lions wenden konnte?

Ehrlich gesagt nicht viel. Ich hatte vielmehr den Trennungsprozess im Kopf, und wie wir ihn Johan, dem Staff und der Mannschaft übermitteln werden. Dort waren meine Gedanken. Und eben: Der Entscheid war nicht von einem Spiel abhängig, geschweige denn von einem Drittel. Die Entwicklung ging in die falsche Richtung. Es ist unser Ziel, nicht nur jetzt in den Top-6 zu stehen, sondern auch am Ende der Regular Season. Hierfür brauchen wir eine Steigerung, und wir brauchen Konstanz. Natürlich habe ich mich über die Wende und den Sieg gefreut, für das Team und den Coachingstaff. Logisch ist ein solcher Beschluss nach einem Sieg schwieriger zu vermitteln, aber wir waren und sind davon überzeugt, dass es der beste Entscheid ist, um als Team weiterzukommen.

Wie gehst du damit um, dass einige Spieler enttäuscht über den Wechsel sind?

Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn sie nicht enttäuscht wären. Auch ich bin enttäuscht. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Johan. Ich glaube an ihn als Coach. Johan Lundskog ist eine der smartesten Personen, die ich in all den Jahren im Eishockeybusiness je um mich hatte. Sein Hockey-IQ, sein Fachwissen: beeindruckend. Das mag jetzt abgedroschen klingen: Aber er wird viel aus dieser Situation in Bern mitnehmen – und die gemachten Erfahrungen werden ihm helfen.

Wie hast du die Stimmung von aussen wahrgenommen?

Ich habe fünf Jahre in Bern gespielt und weiss um das emotionale Umfeld. Wir brauchen die Emotionen und den Support unserer treuen Fans. Womit ich Mühe habe: Wenn Leute schlecht über Johan sprechen oder schreiben. Ich empfinde grossen Respekt für ihn. Johan hat jeden Tag alles für diese Organisation gegeben. All die negativen Schlagzeilen verdient er nicht. Einige erachte ich als respektlos. Generell habe ich Mühe damit, wenn sich Leute in persönlicher Weise über jemanden äussern, ohne mit dieser Person überhaupt richtig gesprochen zu haben.

Wo steckst du im Prozess, einen neuen Trainer zu finden?

Ich habe in den letzten 48 Stunden Bewerbungen und Anrufe gesammelt. Nun geht es darum, die Liste zu erstellen, Kandidaten zu priorisieren und erste Gespräche zu führen. Bis wir am Ende den passenden Trainer für den SCB haben.

Wie sieht der passende SCB-Trainer aus?

Wir brauchen jemanden, der unsere Topspieler aufs nächste Level bringt. Der den Jungen hilft, sich zu verbessern. Wir wollen einerseits junge Spieler einsetzen, anderseits wollen wir erfolgreich sein. Es braucht einen Trainer, der beide Ansprüche «handeln» kann. Und er muss zum bestehenden Staff passen. Bei Christer Olsson, Mikael Hakanson, Jeff Hill, Max Markowitz und Steven Lingenhag wollen wir keine Änderungen vornehmen, sondern jemanden einbringen, der mit ihnen kompatibel ist.

Welchen Stil soll der neue SCB-Coach spielen lassen?

Passend zur Mannschaft ein Spiel, welches auf Puckbesitz und Energie basiert. Heute gewinnst du nicht mehr mit Dump-and-Chase-Hockey, das moderne Eishockey ist geprägt von klugem Puckmanagement, gutem Forechecking. Und letztlich dürfen wir nie vergessen, was den SCB ausmacht: Aggressiv spielen, hart spielen, als Team funktionieren. Während meiner Zeit als Spieler hat uns der Teamspirit immer wieder zu Grossem geführt.

DEEN