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27.10.2021 | INSIDE OUT

Ein Schritt ...

Sportdirektor Raeto Raffainer nimmt in seiner Kolumne "Inside Out" Stellung zur sportlichen Lage des SCB.

In der gestrigen Ausgabe der Berner Zeitung ist ein Interview erschienen, in dem ich mich zur sportlichen Lage des SCB geäussert habe. Ich habe dies aufgrund der schlechten Leistung unserer Mannschaft gegen Davos am letzten Samstag getan. Der Auftritt unseres Teams entsprach dabei zum wiederholten Mal nicht unseren Anforderungen, die wir vor Saisonbeginn geäussert haben. Wir erwarten, dass unsere Spieler mit Emotionen, Stolz und Kampfgeist spielen und als Team entsprechend auftreten. Nur so haben wir eine Chance kompetitiv zu sein. Zudem ist inzwischen der Unmut im Umfeld so gross geworden, dass nach dem Spiel rund 60 Fans auf uns gewartet haben und dann zu unserem Captain-Team gesprochen haben.

Gerne weise ich an dieser Stelle nochmals auf einige meiner Aussagen im erwähnten Interview hin. Ich denke in 4 Feldern. Feld 1 sind die Resultate, Feld 2 ist die Erwartungshaltung, Feld 3 ist die Art und Weise, wie wir auftreten, Feld 4 der Prozess, wo wir hinwollen. Wichtig ist mir vor allem Feld 3. Diesbezüglich darf man das Wort Krise benützen. Ich habe der Mannschaft klar gemacht, dass sie keine Hilfe von aussen erwarten kann, sondern selbst den Weg finden muss, die Verantwortung aufzuteilen. Es braucht mehr als unser Captain-Team mit Simon Moser, Tristan Scherwey und Ramon Untersander sowie Beat Gerber, die führen und vorangehen. Die Krise gibt uns die Möglichkeit, genau hinzuschauen, bei wem die Einstellung stimmt und bei wem nicht.

Es spielt keine Rolle, welches System man spielt oder wer Trainer ist. Wenn Stolz, Kampf und Leidenschaft fehlen, hat man im modernen Eishockey keine Chance.

In den letzten zwei, drei Jahren hat die Mannschaft genügend Hilfe von aussen in Form von Trainerwechseln erhalten. Sie durfte sich unter verschiedenen Charakterköpfen in verschiedenen Systemen beweisen. Das Resultat blieb das gleiche. Unser Captain-Team braucht Unterstützung. Es kann nicht sein, dass Simon Moser, Tristan Scherwey und Ramon Untersander von der Verantwortung erdrückt werden. Ich würde dieses Trio gegen keine andere Leadership-Gruppe in dieser Liga eintauschen. Aber alle Spieler müssen mitmachen und die Leader unterstützen. Wir werden die Probleme nicht mehr mit einem Trainerwechsel lösen. Es gibt fünf, sechs andere Massnahmen, die mehr bringen würden als ein Trainerwechsel. Johan Lundskog wird erst dann zum Thema, sollten diese fünf, sechs Massnahmen keine Früchte tragen. Für uns stehen nach der gestrigen Partie gegen Genf zwei weitere, sehr wichtige Spiele gegen Langnau und Ajoie auf dem Programm. Es ist möglich, dass die Art und Weise stimmen wird, wir aber nicht beide Partien gewinnen werden. Das wäre okay. Aber wenn sich die Einstellung nicht sichtbar verbessert, werden wir reagieren –nicht in Form eines Trainerwechsels, sondern mit Veränderungen innerhalb der Mannschaft.

Im gestrigen Spiel hat man mit dem SCB und Genf zwei Mannschaften gesehen, die sich bemüht zeigten, aber deren Verunsicherung aufgrund der bisherigen Resultate nicht zu übersehen war. Ich habe eine Reaktion unserer Mannschaft bezüglich Kampfgeist festgestellt, aber auch, dass sie im Mitteldrittel phasenweise wieder völlig den Faden verloren hat. Aber sie hat sich zurückgekämpft und nicht zuletzt dank dem unbändigen, vorbildlichen Willen von Tristan Scherwey noch den Sieg errungen. Es war ein Schritt in die richtige Richtung.

DEEN