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04.03.2020 | CHECK-UP

Schiffbruch

Sportchef Alex Chatelain nimmt in seiner Kolumne «Check-up» Stellung zu aktuellen sportlichen Themen rund um den SCB.

Wir haben mit Sicherheit schon bessere Zeiten erlebt als gerade im Moment. Ich teile die Kritik, dass wir nach einigen gewichtigen Abgängen in diesem Jahr nicht mehr zu den absoluten Favoriten gezählt haben. Ich bin trotzdem der Meinung, dass diese Mannschaft in die Playoffs hätte kommen müssen.

Vergangenes zählt im Sport nichts. In diesem Jahr haben wir Schiffbruch erlitten. Wenn man so wie wir einen solchen Absturz erleidet, gibt es meistens zahlreiche Gründe dafür. Wir werden uns diesen Themen selbstverständlich intensiv annehmen, wenn die Saison vorbei ist. Es gibt natürlich einige Punkte, die wir bereits während der ganzen Saison diskutiert haben und die offensichtlich falsch gelaufen sind. Weder vollständig und abschliessend von meiner Seite einige Gedanken dazu.

Angefangen bei der Aufarbeitung nach dem Meistertitel 2019. Wir waren der Ansicht, dass wir mit unserem sehr erfahrenen Coach, der schon einige Meisterteams trainiert hat und unserem weiter bestehenden Kern der Mannschaft gut für die Saison 2019/20 gewappnet seien. Das war ein Trugschluss und Fehler. Wir sind mit einem Meisterblues in die Saison gestartet. Erfolgsgesättigt und nicht mehr bereit den Preis zu bezahlen. Das heisst nicht, dass wir gar nichts mehr gemacht haben. In einer so ausgeglichenen Liga wie noch nie ist aber schon ein kleines Nachlassen fatal.

Transfers der Ausländer: Wir haben nicht genug geschätzt, was wir an Adam Almquist hatten. Nämlich einen enorm soliden, modernen Verteidiger. Mit Mikka Koivisto wollten wir ein Upgrade in offensiver Hinsicht. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Da müssen wir uns der Frage stellen, ob wir Indizien hätten haben sollen, dass ein Spieler wie Koivisto beim SCB nicht funktioniert. Dass er Eishockeyspielen kann, zeigte er uns in Finnland, Russland und jetzt auch wieder in Schweden. Am Ende bleibt aber das Resultat Fehltransfer. Da wir zu Beginn der Saison in der Abwehr enorm Mühe hatten und Koivisto auch in defensiver Hinsicht nicht überzeugen konnte, haben wir uns mit Andrew MacDonald einen soliden Defensivverteidiger geholt. Diesen hat es dann aber mit dem Zuzug von Torhüter Tomi Karhunen nicht mehr benötigt. Karhunen war ein guter Transfer und wir konnten mit ihm unseren Gegentorschnitt senken. Allerdings ging dann im gleichen Zeitraum offensiv zu wenig. Und unser Powerplay war die ganze Saison über eine Baustelle.

Das sind nur einige Punkte, die uns noch eine Weile beschäftigen werden. Und es gibt mit Sicherheit noch weitere.
Es mag Zufall sein, ob wir am Ende der Regular Season mit 68 oder 70 Punkte dastehen. Aber es ist kein Zufall ob man auf Rang 1-6 oder auf Rang 7-10 steht. Wir haben es mit unseren Leistungen nicht anders verdient. Momentan können wir uns aber nicht weiter mit diesen Fragen beschäftigen, sondern müssen uns mit aller Kraft den bevorstehenden Spielen der Ranking Round widmen. Das wird mit Sicherheit kein Spaziergang und wir müssen uns bestmöglich darauf vorbereiten. Wir haben uns seit Bekanntgabe der Verschiebung des Spielplans intensiv mit dem kommenden Programm beschäftigt.

Klar ist für uns: Ohne Verarbeitungsprozess geht es nicht! Mit Sicherheit ist sehr viel Frust und Enttäuschung vorhanden. Die Dauer dieses Prozesses hängt vom Zustand der Mannschaft und vom Frustrationslevel ab. Zusammen mit den Coaches und dem Captain-Team definieren wir, was die Mannschaft benötigt, um wieder in die Spur zu kommen mit dem Ziel, dass wir gemeinsam nach vorne blicken und den Frust zurücklassen. Am 17. März müssen wir wieder bereit sein!

DEEN