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17.06.2019

Die Therapie

Nach dem Entscheid, Abstand zu nehmen, kommen für Ramon Untersander die nächsten Schritte. Heute berichtet er über das mentale Coaching und die intensive Therapie

Es ist eine schwierige Zeit, die Altjahreswoche wird zur Achterbahnfahrt in meinem Kopf. Ich sehe keine Perspektive für mich, keine Lösung und weiss nicht mehr wie weiter. Diese Seite des Sports sieht man nicht und man spricht nicht darüber. Die psychische Gesundheit ist ein wichtiges Thema, nicht nur im Sport, sondern für uns alle. Es ist nicht leicht darüber zu sprechen. Ich habe viel Zeit gebraucht, um den Mut aufzubringen und zu sagen, wie ich mich wirklich fühle. Diese Emotionen, ganz unten zu sein, gehören zum Sport, auch wenn ich sie niemandem wünsche. Man kann sich davon erholen und daran wachsen. 

Ich entschliesse mich, Hilfe anzunehmen und arbeite seitdem mit einem Sport-Psychologen zusammen. Aber der mentale Bereich ist in meinem Fall nur ein Stück des ganzen Kuchens. 

Die Swiss Concussion Center meldet sich bei mir und bietet mir ihre Hilfe an. Seit vier Wochen bin ich jeweils drei Tage in Zürich und mache dort Therapie. Die Verletzung und ihre Auswirkung zu erklären, ist schwierig. Vielleicht kann man es so sagen: Der Kopf kann die vielen Reize und Bilder nicht verarbeiten. Deshalb gehört es beispielsweise auch zu meiner Therapie, mich während der rush hour durch den Zürcher Bahnhof bewegen zu müssen. Die Therapie ist nicht wirklich lustig, sondern eher eine Folter. Damit meine Gleichgewichtsorgane alles wieder richtig verarbeiten, muss ich die belastenden Symptome zwei bis drei Mal täglich provozieren. 

Regelmässig provozieren, was man nicht möchte, macht wütend, müde, traurig und vieles mehr. Ständig alleine zu sein, im Hotel oder in den Spitälern an sich zu arbeiten und dabei den Glauben an sich nicht zu verlieren, ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man Fortschritte nicht sofort erkennt. Man fängt an zu zweifeln, ob esjemals wieder gut wird. Doch nach einer Weile spürt man, dass es irgendwie besser wird, und es kommen Momente, in denen man sich normal fühlt. Dann steigt pure Euphorie auf. 

Ich denke mir: Wow, wenn es so bleibt, könnte ich bald wieder spielen. Doch diese Momente sind eher von kurzer Dauer. Bald darauf kommen die Symptome wieder, man wird zurückgeworfen und kämpft wieder mit sich selbst und den Gedanken des Zweifels. 

Zum Abschluss schildere ich am Mittwoch, was mich angetrieben hat zurückzukehren.

(Dieser Beitrag wurde von SCB-Spieler Ramon Untersander im Rahmen einer mehrteiligen Kolumne verfasst.)

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