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24.05.2024

Der neue Sportdirektor im Gespräch

Am 1. Mai hat der vierfache SCB-Meisterspieler Martin Plüss seine Arbeit als Sportdirektor aufgenommen. Der 47-Jährige spricht im Fanmagazin «spirit» über Herausforderungen und Ziele. Ein Auszug des Interviews.

Wir führen dieses Gespräch Mitte Mai, du hast deine Arbeit als Sportdirektor vor zwei Wochen aufgenommen. Trivial gefragt: Wo steht der SCB in sportlicher Hinsicht?

Die Antwort ist abhängig vom Vergleichsmassstab. Mit Blick auf die mittelfristige Vergangenheit war die letzte Saison ein Schritt nach vorne. Wir erreichten Platz fünf und erstmals seit 2019 auf direktem Weg die Playoffs. Aber wir bewegten uns auf dünnem Eis, haben resultatmässig am oberen Limit performt. Es ist einerseits ein gutes Zeichen, wenn du fähig bist, dich am Optimum zu bewegen. Anderseits zeigt es, dass wir nicht auf demselben Level waren wie die Top-Teams. Was mir gefallen hat: Die Mannschaft trat homogener auf und hat sich als Ganzes entwickelt. Gleichzeitig konnten sich Spieler individuell verbessern. Thierry Schild schaffte den direkten Sprung von der U20 in die National League, was zeigt, dass von vielen Beteiligten sehr gute Arbeit geleistet wurde. Die Nachwuchstrainer halfen ihm, für die höchste Liga bereit zu sein. Jussi Tapola gab ihm die Chance, und Thierry wusste sie dann auch zu packen. Marco Lehmann, Benjamin Baumgartner und Fabian Ritzmann sind weitere Beispiele für Spieler, die einen Schritt gemacht haben. Sie bringen uns dem übergeordneten Ziel näher: erfolgreich sein und gleichzeitig Spieler entwickeln.

 

Du warst die letzten Monate als Berater tätig. Wie muss man sich das vorstellen?

Bekanntlich war es mir aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht möglich, die Stelle als Sportdirektor früher anzutreten. Das Teilzeitmandat als sportlicher Berater gab mir die Möglichkeit, den Club in der aktuellen Situation kennenzulernen – und gleichzeitig strategisch bereits ein paar Dinge aufzugleisen. Als Übergangslösung war das Beratermandat also hilfreich.

 

Inwiefern warst du bei der Rekrutierung der neuen Spieler involviert?

Bei jedem Transfer, der die Saison 2024/25 betrifft, war ich logischerweise involviert.

 

Du kennst den SCB aus deiner Zeit als Spieler. Erleichtert dieser Umstand den Einstieg als Sportdirektor?

Er hilft sicher, weil ich weiss, wie der Club funktioniert. Und rein inhaltlich hilft, dass ich als Spieler mit dem SCB gute und weniger gute Saisons hatte. Ich habe mir bereits damals überlegt: Weshalb haben wir Erfolg? Weshalb hat es nicht geklappt? Was hat nur für drei, vier Wochen funktioniert? Was wurde wie aufgegleist, um längerfristig Erfolg zu haben? Welche Rolle spielte der Trainer? Diese Erfahrungen sind nun eine grosse Hilfe.

 

Was waren die Gründe für Phasen mit konstantem Erfolg?

Wir hatten einen guten Trainer, gute Spieler…

 

Was verstehst du unter einem «guten Trainer»?

Ich spielte nur ein Jahr lang unter Kari Jalonen, wir hatten Erfolg. Kari hatte auch anschliessend Erfolg. Er war als Trainer länger da als andere, war länger erfolgreich, gewann mehrere Titel. Die Basis dieses Erfolgs war also Kontinuität. Dazu gehörte ein funktionierender Kern an Spielern, der dem Team Stabilität verlieh und erneuert wurde. Es kamen regelmässig junge Spieler hinzu: Scherwey, Vermin, später Heim, um nur drei zu nennen. Zudem gelang es, Spieler mit entsprechendem Impact nach Bern zu holen. Und was ebenfalls Einfluss hatte: Die Rahmenbedingungen waren anders als heute. Du konntest nach einer schlechten Saison investieren, hattest dabei auf dem Markt Konkurrenz von drei Clubs und konntest das Team für die Folgesaison verstärken und wieder auf Kurs bringen. Heute ist das anders: Du konkurrenzierst auf dem Markt mit acht Clubs, was die mathematische Wahrscheinlichkeit verringert, einen Top-Spieler verpflichten zu können. Was bedeutet: Du kannst im Vergleich zu früher kurzfristig nicht mehr so stark korrigieren und musst deshalb strategisch eine bessere, nachhaltige Aufbauarbeit machen.

 

Was Martin Plüss über die Zusammenarbeit zwischen Nachwuchs- und Profistufe sagt, welche Spielweise ihm vorschwebt, und weshalb der SCB für die kommende Saison bei den Ausländern auf eine «möglichst risikoarme» Strategie setzt, lest ihr in der nächsten Ausgabe des Fanmagazins «spirit». Es wird allen Abonnentinnen und Abonnenten Anfang Juni zugestellt.

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