«Die Gefühle sind überragend»
Dominik, herzliche Gratulation zu WM-Silber! Wie ist deine Gefühlslage wenige Tage nach dem WM-Turnier?
Erstmal vielen Dank. Und die Gefühle sind überragend (lacht). Was wir da erreicht haben, das macht mich wirklich stolz. Ich trage die Medaille meistens bei mir, und wenn ich sie anschaue, bin ich einfach nur glücklich. Es ist mit Sicherheit eines der schönsten Gefühle in meinem Sportlerleben.
Dann erübrigt sich wohl die klassische Frage nach einem verlorenen Final: Silber gewonnen oder Gold verloren?
Die Situation erinnert mich stark an die Olympischen Spiele 2018, als wir ebenfalls Silber gewonnen haben. Natürlich gibt es im ersten Moment nach der Niederlage eine gewisse Enttäuschung, verbunden mit dem Zweifel, ob du wohl nochmals so nahe rankommen wirst, einen so grossen Titel zu gewinnen. Aber je mehr Zeit vergeht, desto stärker überwiegt die Zufriedenheit. Hätte mir jemand zu Beginn meiner Eishockey-Karriere gesagt, ich würde einmal Silber von Olympischen Spielen und einer Weltmeisterschaft nach Hause bringen, ich hätte ihn für verrückt erklärt.
Einmal mehr ist es Deutschland gelungen, in einem K.o.-Spiel die Schweiz zu besiegen. War das für dich eine spezielle Partie?
Sie war sehr speziell, absolut. Ich kenne die meisten Spieler aus der National League. Romain Loeffel ist ein Teamkollege in Bern. Zudem bin ich mit Gaëtan Haas seit unserer gemeinsamen Zeit in Edmonton befreundet. Und Nico Hischier hat die letzten zwei Jahre jeweils mit uns in Bern trainiert. Insofern war das schon ein spezielles Spiel. Die Schweizer hatten eine überragende Vorrunde, sie waren auch der Favorit. Toll, hat es für uns geklappt.
Gab es Reaktionen aus Bern nach dem Viertelfinal – aus der Mannschaft oder dem Umfeld?
Es haben einige Leute gratuliert. Das war aber nicht irgendwie böse gemeint gegenüber der Schweiz. Letztlich war es nur ein Spiel, Schweiz gegen Deutschland, es ging um die Halbfinalteilnahme. Ich war überglücklich, haben wir gewonnen – unabhängig vom Gegner. Meine Freundin und ich, wir lieben die Schweiz, die Leute in Bern. Nach dem Sieg im Halbfinal über die USA haben sich dann viele SCB-Mitspieler gemeldet und alles Gute fürs Finale gewünscht. Das hat mich sehr gefreut.
Die SCB-Spieler befinden sich seit Wochen im Sommertraining. Daran magst du jetzt wohl kaum denken.
Nach dieser langen Saison steht bei mir nun das Abschalten im Zentrum. Wir werden irgendwo hinfliegen und für kurze Zeit komplett runterfahren. Ende Juli werde ich dann nach Bern zurückkehren. Mein Ziel ist klar: Ich will in einem topfitten Zustand in Bern ankommen, und dann gilt es, als Team ready zu sein und alles reinzuwerfen, damit wir eine erfolgreiche Saison spielen können.
Welche Erkenntnisse vom WM-Turnier mit Deutschland kannst du beim SCB einbringen?
Ich werde die Erfahrungen sicher mitnehmen. Ich denke schon, dass wir mit Deutschland an diesem Turnier gezeigt haben, was mit einem tollen Zusammenhalt möglich ist. Der SCB hat unglaublich gute Fans, viel Potenzial, tolle Spieler. Ich will mit Bern erfolgreich sein, deshalb habe ich vorzeitig um mehrere Jahre verlängert. Das grosse Ziel ist der Meistertitel. Ich hoffe, wir werden als Mannschaft rasch zusammenkommen und einen brutalen Zusammenhalt entwickeln. Das ist die Basis, um Erfolg zu haben.