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02.04.2024

«Diese Erkenntnis muss jeden anspornen»

SCB-Cheftrainer Jussi Tapola blickt im Interview auf die Playoffs gegen Zug zurück und zieht eine Saisonbilanz.

Jussi, wie blickst du mit einigen Tagen Abstand auf die Playoffs zurück?

Die Enttäuschung ist natürlich immer noch vorhanden. Wir haben im sechsten Match zuhause eine Topleistung geliefert und gezeigt, dass wir es verstehen, die Zuger zu kontrollieren. Ich hatte gehofft, dass wir einerseits dieses Level für Spiel sieben halten können und anderseits die Lehren aus den zwei deutlichen Niederlagen zuvor in Zug ziehen werden. Leider verpassten wir das Führungstor um einige Zentimeter, als der Puck kurz vor der Linie wegspediert wurde. Der Verlauf dieses Viertelfinals hat gezeigt, wie wichtig das erste Tor ist. Aber letztlich waren wir nicht gut genug, das müssen wir akzeptieren. Und diese Erkenntnis muss jeden anspornen, noch mehr zu investieren, um nächste Saison einen Schritt weiterzukommen.

Zug spielte effizienter als der SCB. Einverstanden?

Die Zuger haben viele Tore aus dem Slot erzielt. Einige kamen durch vermeintlich glückliche Ablenker zustande, aber mit Glück hatte diese Effizienz trotzdem nichts zu tun, sondern mit Präsenz. Die Zuger waren vor beiden Toren präsenter und besser; sie wissen aus den letzten Jahren, wie man erfolgreiches Playoff-Hockey spielt. Wir hingegen stecken in einem Lernprozess. Diese Serie zeigte uns auf, wie Topteams in den Playoffs skoren.

Was nimmst du neben dieser Erkenntnis aus den Playoffs mit?

Es ist bekannt, dass das Trainingsniveau in Zug und der physische Zustand der EVZ-Spieler top sind. Wir waren diesbezüglich über sieben Spiele auf Augenhöhe, was zeigt, dass wir «richtig» trainiert haben. Zudem hat mir gefallen, wie wir innerhalb der Serie auf Niederlagen und Rückschläge reagierten.

Du hast unmittelbar vor dem Ende der Qualifikation in einem Interview im SCB-Fanmagazin «spirit» gesagt: «Mir fehlen mit diesem Team die Erfahrungswerte, entsprechend habe auch ich Fragezeichen: Wie reagieren die Spieler in der wichtigsten Phase? Werden sie konstanter?» Nun müssen wir festhalten: Die Konstanz fehlte auch in den Playoffs.

Das stimmt. Sie fehlte im grossen Bild – in der Qualifikation mit vier Niederlagen in Folge, danach vier Siege in Folge und wieder vier Niederlagen und so weiter – und sie fehlte im kleinen Bild in den Playoffs. Auf ein gutes Spiel folgte ein schlechtes. Willst du Konstanz erreichen, braucht es das richtige Mindset, die richtige Struktur und die richtigen Tugenden. Wenn wir unsere Top-Leistung gebracht haben, beispielsweise im letzten Qualifikations-Heimspiel gegen Lausanne oder im sechsten Viertelfinalspiel gegen Zug, dann waren wir wirklich top. Aber in zu vielen Partien nahmen wir einfach nur teil, statt diese Spiele zu diktieren und zu prägen. Nun gilt es zu analysieren, weshalb diese Schwankungen vorhanden waren – und wie wir besser werden können.

Welches Fazit ziehst du nach deiner ersten Saison beim SCB?

Mein erstes Ziel war es, im Team eine DNA mit den entsprechenden Tugenden zu etablieren, damit alle Involvierten intern wie extern spüren und sehen, wer wir sind – und wie wir spielen wollen. Diese Umsetzung ist uns gelungen. Ich spürte zu Beginn eine gewisse Zurückhaltung oder gar Verunsicherung in Bezug auf die Heimspiele. In den letzten Jahren war es für das Team nicht immer befreiend, vor der Heimkulisse zu spielen. Uns ist es gelungen, den Heimvorteil auch wieder als Vorteil zu sehen, den Druck positiv zu nutzen und aus der Energie des Publikums Kraft zu ziehen. Die Unterstützung zwischen Fans und Mannschaft war gegenseitig, wir sind wieder ein gutes Heimteam. Das ist für einen Club wie den SCB zentral. Und für diese Unterstützung möchte ich den Fans danken.

Wenn du im Sommer zuhause in Finnland bei einem Bier gefragt wirst: «Jussi, wie ist es eigentlich so, Trainer in Bern zu sein?» Was antwortest du?

Ich antworte, dass für mich ein Traum in Erfüllung gegangen sei. Ich liebe Herausforderungen. Deshalb ist Bern das Beste, was mir passieren konnte. Es ist die ultimative Herausforderung, den SCB wieder an die Spitze zu führen – gehen wir sie an, gemeinsam mit allen Leuten im Club, den Sponsoren und den Fans!

DEEN