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18.11.2020 | IM SLOT

Es geht um Alles

Nach 1998 habe ich gemeint, alles schon erlebt zu haben, was es im Schweizer Eishockey gibt.

Das beginnt beim Kampf ums Überleben, geht weiter mit der Art und Weise, wie man Spiele verliert oder gewinnt und endet mit politischen Diskussionen aller Art. Das war auch genau so bis Ende des Jahres 2019.

Aber wie wir alle wurde ich im Lauf dieses Jahres eines Besseren belehrt. Covid-19 hat die Schweiz, Europa und die ganze Welt so richtig durchgeschüttelt. Wir haben früh reagiert und alle nicht überlebenswichtigen Aktivitäten gestoppt. Das betraf Zuzüge für die Mannschaft, Trainerfunktionen usw. Umgekehrt musste viel in die Ausarbeitung eines Schutzkonzepts im Stadion und für alle Gastronomiebetriebe investiert werden. Als Konsequenz unserer Massnahmen waren wir überzeugt, dass wir die Saison bei erlaubter Auslastung von zwei Dritteln der Sitzplatzkapazität dank dem radikalen Sparkonzept und mithilfe unserer Reserven ohne fremde Hilfe überleben könnten. Wir haben mit einem Verlust von etwa 4,5 Millionen Franken gerechnet.

Leider kam uns dann der Virus wieder in die Quere. Der Kanton Bern hat die erlaubte Zuschauerzahl innert einer Woche zuerst auf 1000 und dann auf Null reduziert. Als einziger Kanton hat Bern auch verfügt, dass die obersten Nachwuchs-Kategorien nicht mehr spielen und auch nicht mehr trainieren durften. Als Folge mussten wir die Aktivitäten in der PostFinance-Arena einstellen und dort auch sämtliche Restaurants schliessen. Erneut galt es, über die Bücher zu gehen: Wie lässt sich eine Saison ohne Einnahmen finanzieren? Die Antwort war simpel, zumal ein grosser Teil der Ausgaben bestehen bleibt. Die neue Rechnung hat dann (bei Begleichung aller Verpflichtungen) ein etwa dreimal höheres Loch als beim 2/3-Budget ergeben!

Weil wir aber zusammen mit den meisten der zwölf anderen Clubs der Meinung sind, dass wenn immer möglich gespielt werden sollte, mussten wir uns weitere Gedanken machen. Geholfen haben uns viele Zuschriften von Abonnentinnen und Sponsoren, die uns mitgeteilt haben, dass sie auf die Rückzahlung ihrer bereits bezahlten Gelder verzichten. Fanclubs wie die Szene Bern und die Curva Berna haben sogar Aufrufe dazu gemacht. Weil wir wissen müssen, wieviel der am Ende der Saison geschuldeten Rückerstattungen wir behalten dürfen, kommen nun alle unsere Abonnenten und Sponsoren ins Spiel. Abonnentinnen und Abonnenten erhalten in den nächsten Tagen Post von uns. Im Brief geht es um die zentrale Frage: Wie viel Geld, das den Abo-Besitzerinnen und -Besitzern am Ende der Saison zusteht, dürfen wir behalten bzw. wollen sie zurück? Um das gleiche Thema geht es in Gesprächen mit unseren Sponsoren.

Das Ziel ist, Ende Monat zu wissen, ob wir es uns leisten können weiterzuspielen, oder ob wir den Betrieb einstellen müssen. Das tönt hart – auch für mich. Wir haben seit der Saison 1998/99 immer einige Franken verdient und nie mehr Geld ausgegeben, als wir eingenommen haben. Das hat funktioniert und uns in dieser Zeit sechs Meistertitel und einen Cupsieg gebracht.

Ich bin es mir gewohnt, für Geld zu arbeiten und mit guten Ideen die Unternehmung SCB weiterzuentwickeln. Ich hasse es, Geld zu verlangen oder darum zu bitten, ohne eine Gegenleistung erbringen zu können. Aber leider müssen wir jetzt genau das tun. Denn es geht um Alles und ohne Hilfe und Entgegenkommen der Abonnentinnen und Abonnenten und unserer Sponsoren wird es für den SCB nicht möglich sein zu überleben.

Also, wenn Sie können und wollen, wir sind dankbar für jeden Franken.

1000 Dank dafür bereits im Voraus.

Wenn unsere Abonnentinnen und Abonnenten und unsere Sponsoren auf Rückerstattungen verzichten, sollte es zusammen mit den Beiträgen des Bundes möglich sein zu überleben. Gelingt uns das, stehen wir wieder dort, wo ich 1998 angefangen habe. Das heisst: Wir werden zwei bis drei Jahre etwas kleinere Brötchen backen müssen. Eines kann ich jedoch versprechen: Auch wenn ich mittlerweile 22 Jahre älter bin als 1998, ich weiss, wie man eine Organisation wieder aufbaut und ich werde nicht gehen, bis wir den nächsten Titel gewonnen haben! Auf dem Weg dorthin kann ich auf ein sackstarkes Mitarbeiter-Team zählen, in welchem alle den genau gleichen Biss haben!

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Sport. Unsere Spieler wissen, wie der SCB aufgebaut ist und sie haben der Organisation bereits mit Lohnverzichten geholfen (wie übrigens alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch). Aber die Spieler wissen auch, dass es Einnahmen braucht, um Kosten zu begleichen...

Es soll keine Ausrede sein, aber ich habe es Anfang Saison gesagt: Wir sind nicht das stärkste Team, aber wir wollen alle anderen ärgern. Das gilt immer noch. Auch wenn es in der letzten Woche nicht geklappt hat, ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass wir auch diese Baustelle in den Griff bekommen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich danke Ihnen nochmals und zum Voraus für Ihre Unterstützung. Im Namen von rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – im Namen von 260 Nachwuchsspielerinnen und -spielern, im Namen von über 100 Nachwuchs-Betreuerinnen und Betreuern und im Namen von 250 Funktionärinnen und Funktionären. Und nicht zuletzt im Namen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. D A N K E!

DEEN