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04.12.2023

Nach 24 Jahren – das erste Interview des CFO

Er verrichtet seine Arbeit als Chief Financial Officer seit 24 (!) Saisons im Hintergrund. Für die aktuelle Ausgabe des SCB-Businessmagazins insider bricht Richard Schwander mit einer «Tradition» und gibt ein Interview.

Richard Schwander, als Marc Lüthi Sie nach der Jahrtausendwende vom Wechsel zum SCB überzeugen wollte, sollen Sie geantwortet haben: «Marc, ich mache das, aber nur, solange ich nie in der Öffentlichkeit auftreten muss.» Stimmt das?

Das ist korrekt.

Der Blick in die Schweizer Mediendatenbank zeigt, dass Sie Ihr Vorhaben bis dato hervorragend umgesetzt haben. Es existiert kein einziger Beitrag mit einem Zitat von Richard Schwander.

Ich bin mir treu geblieben – bis zu diesem Interview.

Der erste Eintrag über Sie datiert vom 29. Dezember 1995, als in einem Artikel der «Berner Zeitung» vermerkt war, ein gewisser Richard Schwander werde bei der Merkur Holding AG zum Handlungsbevollmächtigten aufsteigen. Womit wir bereits mitten im Thema wären, wie Sie zum SCB gekommen sind…

Ich arbeitete für die Merkur Holding AG, die später zur Valora Holding AG wurde. Hauptsitz der Valora war an der Fellerstrasse in Bern. Ich erinnere mich, wie ich eines Tages beim Verlassen des Büros Marc Lüthi und eine mir unbekannte Person kreuzte. Lüthi war mir ein Begriff, die andere Person – es handelte sich um Anwalt Philippe Landtwing – kannte ich nicht. Niemand wusste damals, wie schlimm es um den SCB stand. Was auffiel: Die beiden gingen direkt in den fünften Stock, wo die Chefetage der Valora ihre Räumlichkeiten hatte. Ein paar Tage später kam die Information, wonach Valora beim SCB einstieg, um den Club zu retten.

Und wie kam es zu Ihrem Wechsel?

Nach dem Einstieg der Valora beim SCB wurden wir informiert, dass Valora die Buchhaltung des SCB übernehmen werde. Also kam unser Chef ins Büro und fragte: «Wer übernimmt den SCB?» Jeder schaute in irgendeine Richtung, das wollte sich damals keiner antun. Ich aber, als SCB-Fan seit meiner Kindheit, sah dies als grosse Challenge und übernahm die Aufgabe. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. Als der Abschluss des Geschäftsjahres 2000/01 nahte, kam Marc Lüthi an der Fellerstrasse vorbei und wir gingen sämtliche Belege nochmals durch, überall auf der Suche nach Einsparungsmöglichkeiten. Später reichte jene Person, die mir als Schnittstelle beim SCB vorgelagert war, ihre Kündigung ein. Marc rief mich an und fragte: «Richu, willst du zu uns kommen?» Ich sagte zu, mit eingangs erwähnter Bedingung. In der Folge arbeitete ich weiterhin zu 50 Prozent bei Valora und zu 50 Prozent beim SCB. Damals war das SCB-Büro noch im Nationalen Pferdezentrum. Und nun stehe ich in meiner 24. SCB-Saison.

Mit welchen Erinnerungen denken Sie an den Start zurück?

Der SCB und die Finanzen, das war um die Jahrtausendwende ein Himmelfahrtskommando. Für mich war es eine grosse Umstellung: vom Grosskonzern mit Röhrenblick zu einem KMU, in welchem vernetztes Denken gefordert war. Als Beispiel musste ich mich neben Finanzen und Rechnungswesen plötzlich mit der Verrechnung von Sponsoringdienstleistungen sowie Human-Resources-Aufgaben wie Lohnbuchhaltung befassen. Und ich merkte früh, was in einem Sportunternehmen entscheidend ist.

Sportlicher Erfolg?

Genau. In den ersten Jahren lief es auch deshalb harzig, weil es im Sport nicht gut funktionierte. Dann kam die Saison 2003/04, wir holten den Titel, was einen unglaublich grossen Einfluss aufs Business hatte. Im Frühling 2004 erlebte ich erstmals, was in Bern abgehen kann, wenn der SCB erfolgreich ist. Ich kriege noch heute Hühnerhaut, wenn ich an den Empfang der Fans denke, als unser Team nach dem entscheidenden Sieg aus Lugano in die Berner Halle zurückkehrte.

Die Emotionen sind ein Teil des Sportbusiness, ein anderer sind die Löhne der Athletinnen und Athleten. Sind diese dem Finanzchef ein Dorn im Auge?

Überhaupt nicht. In dieser Hinsicht gibt es eine witzige Erinnerung. Während des ersten Lockouts kamen die NHL-Stars in die Schweiz. Und so sass mir einmal ein spezieller Typ gegenüber, der den Lohn in bar ausbezahlt haben wollte. Es handelte sich um Dany Heatley. Marc Lüthi sagte mir dann, wie viel Geld ich jeweils bereitmachen musste. Als ich den Betrag hörte, dachte ich, es handle sich um die Monatszahlung. Es war dann der Betrag pro Woche (lacht). So ging ich Woche für Woche auf die Bank, um Bargeld für unsere NHL-Verstärkungen abzuheben.

 

Lesen Sie das ganze Interview mit Richard Schwander im aktuellen insider.

 

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