Verletzungen und ihre Folgen

Das Thema Verletzungen, welches ich an dieser Stelle erläutern möchte, betrifft natürlich nicht nur den SCB, sondern alle Teams. Niemand wünscht sich verletzte Spieler, doch alle Clubs müssen damit leben, dass im Durchschnitt pro Spiel zwei bis vier Spieler ausfallen. Nicht zuletzt deshalb haben die meisten Teams plus minus fünf komplette Blöcke unter Vertrag. Beim «fünften Block» handelt es sich mehrheitlich um Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, bei denen die Organisationen ein Entwicklungspotenzial erkennen.
Verletzungen haben unterschiedliche Folgen. Die Erwartungen der Zuschauer bleiben beispielsweise unverändert, wenn Stammspieler fehlen und durch Spieler aus dem fünften Block ersetzt werden. Die Mannschaften sollen unterhalten und – natürlich – gewinnen.
Genau dieser Umstand bereitet den Coaches immer wieder Schwierigkeiten. Denn es kann sein, dass ein Spieler sehr kurzfristig ausfällt und der Plan für das kommende Spiel von einer Stunde auf die andere über den Haufen geworfen wird. Es gilt also, in sehr kurzer Zeit neue Linien zusammenzustellen oder je nachdem sogar den «game plan» zu ändern.
Aus Sicht der Mannschaft ist es so, dass gewisse Spieler in solchen Situationen mehr Verantwortung übernehmen müssen oder ein Spieler aus den hinteren Regionen über sich hinauswachsen muss. Dabei kann ein junger Spieler einen wichtigen Beitrag zur Schliessung der Lücke leisten. Das ist die optimale Variante. Da aber die nachrückenden Spieler nicht zufällig dem fünften Block angehören, sondern weil sie aufgrund der Trainings- und Spielleistungen nicht höher eingestuft sind, kann es auch sein, dass sie ihre Aufgabe nur teilweise erfüllen. Um dies auszugleichen müssen die Coaches den Leistungsträgern im Team mehr Eiszeit geben. Das können zwei bis vier Minuten pro Spiel sein, was dem Publikum kaum auffällt. Aber es ist mehr als man denkt: Bei durchschnittlich ca. 18 Minuten Eiszeit bedeuten zwei bis vier Minuten zusätzliche 10 bis 20 Prozent Einsatzzeit. Über einen Zeitraum bis zu zwei Wochen ist das für einen Spieler im Normalfall verkraftbar. Über einen längeren Zeitraum ist aber mit Folgen zu rechnen: So wird beim betroffenen Spieler mit Sicherheit die Fehlerquote höher, das Verletzungsrisiko nimmt anderseits auf keinen Fall nicht ab. Dazu kommt, dass Spieler aus den hinteren Regionen der Teams in solchen Situationen gegen bessere Gegenspieler antreten müssen als üblich. Zum Verständnis das Beispiel aus einem Team-Wettkampf im Tennis: Wenn die beiden Nr. 1 gegeneinander antreten, ist dies normal. Verletzt sich aber die Nr. 1, so muss automatisch die Nummer 2 gegen die Nummer 1 antreten und dann sieht die Welt oft schon anders aus….
Verletzungsbedingte Ausfälle gehören in unserem Sport leider dazu. Einen verletzten Spieler durch einen andern zu ersetzen, ist jedoch meistens nur eine von zahlreichen Konsequenzen.
Sven Leuenberger